100 Tagen Große Koalition: „Neue Rahmenbedingungen für Beruf der Ärztin noch nicht zu erkennen“

Pressemitteilung
26.03.2014
Die neue Bundesregierung ist heute seit hundert Tagen im Amt. Der Deutsche Ärztinnenbund, der in diesem Jahr 90 Jahre alt wird, setzt sich seitdem für Chancengleichheit von Ärztinnen im Medizinberuf ein. Dr. med. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des DÄB: „Die Ankündigungen im Koalitionsvertrag weisen in die richtige Richtung. Wir erwarten jedoch, dass die Arbeitsbedingungen von Ärztinnen, die in diesem Beruf zunehmend vertreten sind und wahrscheinlich schon bald die Mehrheit der berufstätigen Ärzteschaft stellen werden, künftig sehr viel deutlicher in den Fokus rücken. Dabei geht es uns unter anderem um geregelte Arbeitszeiten, um Familienfreundlichkeit als Teil der Unternehmenskultur im Gesundheitswesen und nicht zuletzt um die Sensibilisierung für die Geschlechterthematik in Forschung, Lehre und Versorgung“.

Der DÄB befürwortet, dass für die geschlechtsspezifische Medizin neue Initiativen ergriffen werden sollen. Beabsichtigt ist auch, die Besonderheiten zu berücksichtigen, die sich aus der Frauen- und Männergesundheitsforschung für die gesundheitliche Versorgung und die Erarbeitung von medizinischen Behandlungsleitlinien ergeben. Der DÄB legt bei der geschlechtsspezifischen Medizin und der Frauengesundheit großen Wert auf ein evidenzbasiertes Vorgehen. Negative Beispiele wie die jahrelange Praxis der Hormon“ersatz“therapie sollten der Vergangenheit angehören. Zudem müssen nach Geschlecht differenzierende klinische Studien und Arzneimittelstudien endlich Standard werden.

Der DÄB begrüßt die geplante rentenrechtlich stärkere Berücksichtigung von Erziehungsleistungen von Müttern oder Vätern für alle vor 1992 geborenen Kinder. Auch Ärztinnen und Ärzte, die in berufsständischen Versorgungswerken sind, werden davon profitieren. Die angekündigte Reform des Mutterschutzgesetzes wird ebenfalls positiv gesehen. In Anbetracht der vielen Neuerungen und arbeitsschutzmäßigen Verbesserungen ist die Überarbeitung und Anpassung der Mutterschutzregelungen insbesondere auch für die Gesundheitsberufe dringend erforderlich. Es ist eine alte Forderung des DÄB, dass schwangere Ärztinnen nicht automatisch einem Tätigkeitsverbot unterliegen, sondern ein Recht darauf haben, unter angepassten Bedingungen weiter zu arbeiten und ihre berufliche Aus- und Weiterbildung fortzusetzen.

Der DÄB unterstützt die gestern von Ministerin Schwesig und Minister Maas vorgestellte Vereinbarung zur Einführung einer Frauenquote in der Wirtschaft, in Vorständen und Aufsichtsräten per Gesetz als ersten Schritt. Mit der Aktion „ProQuote Medizin – mehr Frauen an die Spitze“ fordert der DÄB jedoch darüber hinaus, mindestens 40 Prozent der Führungspositionen in der Medizin auf allen Hierarchiestufen bis 2018 mit Frauen zu besetzen. Dr. med. Regine Rapp-Engels: „Die Zukunft der Medizin ist weiblich, doch die Führungsetagen sind von einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis noch meilenweit entfernt, die Karriere für Ärztinnen ist nach wie vor mit einem gewaltigen Kraftakt und Hindernislauf verbunden. Der DÄB fordert daher, Gleichstellung auch in der Medizin in Angriff zu nehmen. Perspektivisch sollte sich ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis auch bei Führungspositionen wie Chefärztinnen, Klinikleitungen, in den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung und der Wissenschaft widerspiegeln“.
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