2020 werden Fragen der Berufsausübung von Ärztinnen in Gremien mitentschieden

Dr. med. Cornelia Goesmann | Fachärztin für Allgemeinmedizin, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer

Berufsverbände und ärztliche Organisationen beziehen Ärztinnen gleichberechtigt in Entscheidungs- und Diskussionsprozesse mit ein, bei ihren Sitzungen wird Kinderbetreuung organisiert. Bei Wahlen müssen Kolleginnen auch für die Spitzenpositionen vorgesehen werden. Die Diskussionskultur wird sich dadurch wesentlich verbessern. Um den Nachwuchs zu fördern und Ärztinnen eine Chance zu geben, wäre ein Sinneswandel sehr zu begrüßen: Statt am Amt zu kleben werden junge Kolleginnen unterstützt.

Die Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung und unser Mitwirken darin sind weiterhin unerlässlich, immerhin werden hier wesentliche Entscheidungen zum Beispiel zu Fragen der Berufsordnung, der Weiterbildungs- und Fortbildungsordnungen getroffen.

Da wir im Jahr 2020 sicher mehr berufstätige Ärztinnen als Ärzte haben werden, müssen zwingend auch von Kolleginnen alle Fragen der Berufsausübung mitentschieden werden. Wir Frauen können dies nicht – wie bisher – weitgehend unseren männlichen Kollegen überlassen. Alle in der Selbstverwaltung (Kammer und KV) zu entscheidenden Fragen betreffen auch uns essentiell. Damit Kolleginnen sich aufstellen und wählen lassen können, müssen allerdings folgende Bedingungen gegeben sein:
  • Die Bereitschaft aller Berufsverbände und ärztlicher Organisationen, Ärztinnen gleichberechtigt in Entscheidungs- und Diskussionsprozesse mit einzubeziehen und bei Wahlen paritätisch aufzustellen, muss deutlich wachsen;
  • Für Verbandstreffen, Sitzungen und Tagungen müssen Kinderbetreuung organisiert und Verdienstausfallhonorare/Reisekosten gezahlt werden, damit Frauen wie Männer sich frei nehmen können;
  • Bei Wahlen müssen Kolleginnen auch für Spitzenpositionen vorgesehen werden; die seit Jahrzehnten übliche Vorgehensweise, Frauen nur für Vizeposten oder untergeordnete Positionen zu nominieren bzw. als Quotenfrauen aufzustellen, muss beendet werden;
  • Auch in ärztlichen Gremien können die Diskussionskultur und das gleichberechtigte Einbeziehen unerfahrener Mitglieder wesentliche Verbesserungen erfahren;
  • Verbände und alle Gremien der Selbstverwaltung müssen Schulungskurse für berufspolitisch Interessierte einführen: Hier sind spezielle Angebote für Ärztinnen, einschließlich Mentorenprogrammen, sinnvoll, um mehr Frauen für die Selbstverwaltung zu gewinnen;
  • Die Bereitschaft älterer und langjähriger Berufspolitiker, ihren Nachwuchs zu fördern und hier vor allem auch Ärztinnen eine Chance zu geben, muss entschieden wachsen. Hier wäre ein Sinneswandel sehr zu begrüßen: Statt Kleben am Amt Unterstützung für (junge) Kolleginnen.
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