Ärztinnen in der Medizin benachteiligt und mit Arbeitsbedingungen unzufrieden

Deutscher Ärztinnenbund sieht Befund durch Studie der Ehrenpräsidentin bestätigt

Pressemitteilung
23.01.2012
Etwa 60 Prozent der Neueinsteiger in den Arztberuf sind Ärztinnen und seit Jahren erlangen mehr Frauen die ärztliche Approbation als Männer. Viele Ärztinnen schließen die Facharztweiterbildung aufgrund inadäquater Rahmenbedingungen jedoch nicht ab. Die Ergebnisse der Untersuchung von Dr. med. Astrid Bühren, Ehrenpräsidentin des DÄB, mit dem Titel „Ich bin Ärztin“, die gemeinsam mit dem Thieme Verlag entstand, zeigen unter anderem, dass über ein Drittel der 1200 Befragten mit der Mitbestimmung, mit ihren Entwicklungschancen am Arbeitsplatz und ihrem Einkommen unzufrieden sind.

Dr. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes: „Wir begrüßen die aktuelle Studie unserer Ehrenpräsidentin Dr.med. Astrid Bühren sehr und empfehlen sie zur Lektüre. Die Untersuchung bestätigt in weiten Teilen die Einschätzungen unserer Expertinnen, die wir im Rahmen des Projekts Ärztin 2020 gebeten hatten, Perspektiven für die Ärztinnen von morgen zu entwickeln: Es geht um nicht weniger als die Motivation einer ganzen Generation nachwachsender Ärztinnen, es geht um geregelte Arbeitszeiten und verbesserte Arbeitsbedingungen, um Familienfreundlichkeit als Teil der Unternehmenskultur im Gesundheitswesen und nicht zuletzt um die Sensibilisierung für die Geschlechterthematik in Forschung und Lehre.“

Die ganz überwiegende Mehrheit der Befragten, nämlich 78 Prozent, hat nach der Untersuchung zudem den Eindruck, dass ihre Leistungen nicht so anerkannt werden wie die ihrer männlichen Kollegen.

Dr.med. Astrid Bühren, Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes: “Wir wollten ein möglichst differenziertes Bild davon erfassen, wie zufrieden die Frauen in ihrer jeweiligen Lebens- und Arbeitssituation mit ihrem Beruf sind, denn nur wenn wir wissen, wie es Ärztinnen in ihrem Beruf ergeht, welche persönlichen oder arbeitsplatzspezifischen Hürden ihren Berufsweg behindern, können wir sinnvoll politisch ansetzen. Es wurde bestätigt, dass Mütter sich dabei stärker unter Druck sahen als Ärztinnen ohne Kinder, Klinikerinnen stärker als Niedergelassene. Zwei von drei Ärztinnen gaben an, durch berufliche Hemmnisse ihre Karriere nicht so erfolgreich verfolgen zu können, wie sie gerne möchten“.

In der Studie wurde auch erhoben, wie Ärztinnen mit Kindern im Vergleich zu Ärztinnen ohne Kinder die Belastungen und Hemmnisse des Berufs beurteilen. Die Trägerin des Wissenschaftspreises des Deutschen Ärztinnenbundes 2011, Dr. med. Maike Pincus zum Beispiel, vermisst beim Kampf um die Arbeitsbedingungen oft die Flexibilität: "Ich bin ja nicht die erste Mutter in der Klinik, und dennoch gibt es immer wieder Diskussionen über realisierbare Arbeitszeitmodelle".
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