DÄB begrüßt Forderungen der Frauenministerinnen-Konferenz zur besseren medizinischen Versorgung, Gesundheitsförderung und Prävention

Pressemitteilung
15.06.2010
Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) teilt die Auffassung der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen-Konfrenz (GFMK) zu medizinischer Versorgung, Gesundheitsförderung und Prävention. Danach wird die unterschiedliche Herangehensweise für Männer und Frauen noch nicht genügend beachtet, obwohl Geschlechteraspekte im Gesundheitsbereich ebenso wichtig sein können wie die Berücksichtigung des Alters, der Größe und des Gewichts von Patientinnen und Patienten.

Männer und Frauen unterscheiden sich in ihren Lebensstilen und Bedingungen ebenso deutlich wie in vielen biologischen Faktoren oder ihren Krankheitsverläufen. Das wird medizinisch noch nicht genügend beachtet. Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) ist der Ansicht, dass die Gesundheitsbedürfnisse von Männern und Frauen künftig in der Grundlagenforschung, der Versorgungs- und Präventionsforschung deutlicher als bisher zu berücksichtigen sind.

Dr. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, unterstreicht: "Frauen und Männer benötigen eine geschlechtsspezifische Gesundheitsversorgung, die die biologischen und die sozialen Unterschiede berücksichtigt. Lange herrschte in der Medizin der androzentrische Blick vor. Die Norm war und ist leider immer noch häufig der männliche Körper und Patient. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in der Regel eins zu eins auf Frauen übertragen – allenfalls erfolgt beispielsweise bei Medikamenten eine Dosisreduktion. Aber Frauen sind nicht einfach nur 10 kg leichter als Männer. Es gibt deutliche biologische Unterschiede - im Sinne des englischen sex – und zwar jenseits der reproduktiven Gesundheit."

Dies bedeutet, dass für die Anwendung von Arzneimitteln künftig in allen Phasen der klinischen Prüfungen deren Wirkung auf die Unterschiede bei Männern und Frauen beurteilt werden und Nutzen und Risiken vom IQWiG (Institut für Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) auch geschlechtsdifferenziert bewertet werden sollten. Gleichzeitig heißt dies, dass auch in der Gesundheitsversorgung die soziokulturellen Aspekte von Geschlecht zu berücksichtigen sind: beispielsweise das Kommunikations- oder Verschreibungsverhalten von Ärztinnen und Ärzten oder die Bedürfnisse von Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen und Lebensphasen - also von jungen und älteren Frauen, von Frauen und Mädchen mit Behinderungen, von Müttern oder von Frauen mit Migrationshintergrund.

Bei der Entwicklung und Implementierung von Konzepten und Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention sind die Gesundheitssituation und das Gesundheitsverhalten von Frauen und Männern ebenfalls zu berücksichtigen. Geschlechtsspezifische Aspekte der Prävention sind in der Primärprävention, zum Beispiel bei Impfungen, ebenso zu finden wie bei der Sekundärprävention im Rahmen der Krebsfrüherkennung und bei der Tertiärprävention zur Verhinderung von Folgeerkrankung bei bereits eingetretener Gesundheitsstörung. Insbesondere das unterschiedliche Risikoverhalten von Männern und Frauen ist besser zu erforschen.

Der Deutsche Ärztinnenbund setzt sich darüber hinaus auch für geschlechtssensible Maßnahmen des Arbeitsschutzes ein, um Benachteiligungen bei den Arbeitsbedingungen auszugleichen. Dr. Regine Rapp-Engels: "Die Gestaltung des Arbeitsplatzes, der Arbeitsorganisation und der Arbeitsmittel ist, am Modell des „Durchschnittsmannes“ orientiert und ignoriert weitgehend die weiblichen Bedürfnisse – und dies, obwohl die Gesetzgebung der EU nicht nur die Gleichbehandlung von Männern und Frauen verlangt, sondern auch fordert, dass sich die Arbeit an die Beschäftigten anpassen muss.“
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