Deutscher Ärztinnenbund für den Erhalt der familiengerechten Hochschule in Lübeck und gegen das Aus für die Ausbildung guter Ärztinnen

Pressemitteilung
10.06.2010
Update: 28.06.2010
Die Landesregierung von Schleswig-Holstein hat vor kurzem angekündigt, das Medizinstudium in Lübeck im Rahmen eines umfangreichen Sparpakets zum Wintersemester 2011/12 auslaufen zu lassen. Die Regierungskoalition will Ärztinnen und Ärzte nur noch in Kiel ausbilden lassen, weil das Studienplatzangebot für Medizinerinnen und Mediziner im Norden überproportional groß sei. Lübeck werde dafür im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich und in der Medizintechnik gestärkt.

Dr. med. Tonia Iblher, ehemalige Vorsitzende des Jungen Forums im Deutschen Ärztinnenbund aus Lübeck, hält diese Entscheidung für falsch:

"Was hier passiert, ist finanz-, familien- und bildungspolitisch eine Katastrophe. Bundesgesundheitsminister Rösler warnt vor einem Ärztemangel in Deutschland, unter dem vor allem die Flächenländer, wie etwa Schleswig-Holstein, erheblich leiden werden. Gleichzeitig soll ein etablierter Standort für Medizinerausbildung vernichtet werden, der eben auch fertige Ärztinnen und Ärzte im Umland bindet. Das ist widersinnig. Die Universität zu Lübeck belegte im renommierten CHE-Hochschulranking Platz 1 als beste Medizinische Fakultät im vierten Jahr in Folge. Auch der Landesregierung ist klar, dass die Schließung des Studiengangs Medizin gleichbedeutend mit der Schließung der Universität zu Lübeck ist - die übrigen Studiengänge und Entwicklungen in der Medizintechnik sind eng mit der Medizin vernetzt und ohne sie nicht überlebensfähig - mit fatalen Folgen für die Region und Schleswig-Holstein. Forschung und medizintechnische Kooperationen, und damit Forschungsgelder und Arbeitsplätze, ständen vor dem Aus. Für Frauen, die bereits jetzt bundesweit mehr als 60 Prozent der Medizinstudierenden ausmachen, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Thema. Seit 2008 ist Lübecks Universität als 'Familiengerechte Hochschule' zertifiziert. Was jetzt aktuell passiert führt zu einer großen Verunsicherung nicht nur bei Lübecker Ärztinnen und Studentinnen hinsichtlich ihrer weiteren Lebensplanung. Soziale Netzwerke, die Studium und Berufstätigkeit insbesondere mit Kindern erst ermöglichen, brächen weg, denn ein Standortwechsel wäre unabwendbar".

Dr. med. Dagmar - E. Dennin, ehemalige DÄB – Vizepräsidentin, ergänzt:

"Der klinische Schwerpunkt der MedizinerInnen Ausbildung in Lübeck liegt traditionell in der Patientennähe, der Praxisorientierung und dem Unterricht in kleinen Gruppen. Zukünftige Ärztinnen schätzen diese Angebote im Hinblick auf ihre spätere Arbeit am Patienten sowohl in der Klinik als auch in der Praxis. Viele angehende Kolleginnen wählen deshalb Lübeck als Studienort. Es wäre tragisch, wenn diese Möglichkeit gute ÄrztInnen auszubilden, dem Sparzwang geopfert würde".

Annika Hanning hat gerade ihr Medizinstudium erfolgreich beendet und komplett in Lübeck absolviert:

"Hier her zu kommen hat damals für mich die ZVS entschieden. Nach dem ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung in Lübeck zu bleiben, war für mich eine sehr einfache Entscheidung. Die Ausbildung an der Universität zu Lübeck ist exzellent und ich habe es nicht einmal bereut, auch hier zu bleiben. Die praxisorientierte Ausbildung, ein sehr gutes Betreuungsverhältnis in den Kursen und der persönliche Kontakt zu den Dozenten machte es mir leicht, mich auf dem schönen Campus wohl zu fühlen und mich gut auf die ärztliche Tätigkeit vorbereitet zu wissen. Sehr viele meiner Kommilitonen arbeiten bereits als Ärztinnen und Ärzte in Kliniken in Lübeck und in der Gesundheitsversorgung in ganz Schleswig-Holstein und sind inzwischen hier verwurzelt. Die medizinische Fakultät zu schließen, hätte nicht nur katastrophale Folgen für ganz Lübeck, sondern sicher auch die ganze Region".
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