Die Chirurgin:
Adipositaschirurgie ist keine Wundertherapie

Pressemitteilung
10.09.2007
Vom 20. bis 23. September 2007 findet der 30. Wissenschaftliche Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. in Regensburg statt. Sein Motto „Lebensqualität – Anspruch und Realität“ wird in einer Reihe von Referaten facettenreich beleuchtet. Wir stellen einige der Referentinnen und ihre Themen vor.
Heute: Dr. med. Anna Maria Wolf, Chirurgin, Universitätsklinik Ulm

Die Adipositaschirurgie als Rettungsanker bei massivem Übergewicht? Eine chirurgische Maßnahme kommt nur für diejenigen in Frage, die einen Body Mass Index (BMI) größer 40 bzw. einen BMI größer 35 bei adipositas-assoziierten Begleiterkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus aufweisen, so Dr. Anna Maria Wolf von der Universitätsklinik Ulm vor dem 30. Wissenschaftlichen Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. in Regensburg, wo sie zu diesem Thema sprechen wird. Obwohl Männer in Deutschland häufiger übergewichtig (BMI 25-29,9) sind, ist der Prozentsatz bei den Frauen mit Adipositas Grad III (BMI ≥ 40) höher. „Unter den bei uns operierten Patienten sind ca. 80 Prozent weiblich, vielleicht auch deshalb, weil Frauen stärker unter ihrem massiven Übergewicht leiden.“

Um eine Kostenübernahme für eine chirurgische Behandlung der massiven Adipositas zu erreichen, ist jeweils eine Einzelfallentscheidung der Krankenkassen notwendig, die jedoch in Baden-Württemberg sehr eng gehandhabt wird. Patienten können nach adipositaschirurgischen Maßnahmen ihr Übergewicht um 50 – 75 % reduzieren. Voraussetzung hierzu ist jedoch, dass die Patienten vom Operationszeitpunkt an aktiv an sich arbeiten, um den erreichten Übergewichtsverlust zu halten, denn die Operation alleine ist
langfristig keine Wundertherapie. Der langfristige Erfolg setzt eine totale Veränderung des Lebensstils voraus: nicht nur das Essverhalten muss an die neue Situation angepasst, sondern auch die Bewegung im täglichen Leben intensiviert werden. Patienten nach Adipositaschirurgie werden in Ulm postoperativ bis zu fünf Jahre durch ein interdisziplinäres Team betreut, um ihnen neben einer Hilfestellung auch immer wieder die Notwendigkeit der Lebensstilumstellung deutlich zu machen.
„So lange es uns nicht gelingt, gemeinsam mit den Patienten einen lebenslangen Teufelskreis von falscher Ernährung, zu wenig oder gar keiner Bewegung zu durchbrechen, können wir nicht von einer guten Lebensqualität der Betroffenen sprechen“, resümiert die Chirurgin.

Ein Interview mit Dr. Anna Maria Wolf organisieren wir gern.
Weiterhin möchten wir Sie auf die Pressekonferenz anlässlich des 30. Wissenschaftlichen Kongresses des Deutschen Ärztinnenbundes aufmerksam machen:

21. September 2007, 12.30 Uhr, im Kleinen Hörsaal des Klinikums der Universität Regensburg, Franz-Josef-Strauß-Allee 11, 93053 Regensburg.
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