Dr. Regine Rapp-Engels: „Familienfreundliche Arbeitsbedingungen in Kliniken und Praxen müssen jetzt forciert umgesetzt werden“.

Der Deutsche Ärztinnenbund empfiehlt, dem aktuell diskutierten Ärztinnen- und Ärztemangel durch Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu begegnen und eine geschlechtergerechte Medizin und Gesundheitsversorgung zum Standard zu erheben.

Pressemitteilung
05.03.2010
Um den Arztberuf attraktiver zu gestalten, hat Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler einen runden Tisch mit kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen, Ländern und Kommunen angekündigt. Der Deutsche Ärztinnenbund begrüßt diese Initiative und bietet dem Gesundheitsminister an, die diesbezüglichen Erfahrungen und die Expertise des Deutschen Ärztinnenbundes mit einzubringen.

Weil immer mehr junge Frauen Ärztinnen werden wollen und inzwischen über 60 Prozent aller Medizinstudierenden Frauen sind, wird seit einiger Zeit von der Feminisierung der Medizin gesprochen. Diese Wortwahl ist nach Auffassung des Deutschen Ärztinnenbundes missverständlich und geht am Kern vorbei. Tatsache ist vielmehr, dass die Medizin allenfalls auf dem Weg zu einem notwendigen zahlenmäßigen Gleichgewicht von praktizierenden Ärztinnen und Ärzten ist, das sich bei einem Verhältnis von 40 Prozent Ärztinnen zu 60 Prozent praktizierenden Ärzten immer noch im Ungleichgewicht befindet.

Der Deutsche Ärztinnenbund setzt sich seit vielen Jahren für konkrete Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für gleiche Karrierechancen für Frauen sowie für eine geschlechtergerechte Medizin und Gesundheitsversorgung ein. Dr. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes betont:

„In einem geschlechtergerechten Gesundheitssystem müssen Ärztinnen einen adäquaten, gleichberechtigten Platz haben. Von einer „Feminisierung“ in Führungspositionen und in Gremien kann zum Beispiel überhaupt noch nicht die Rede sein. Dabei ist erwiesen, dass Ärztinnen in berufsständischen Gremien für eine deutlich andere Diskussionskultur eintreten. Auch von einer nach Geschlecht differenzierenden Gesundheitsversorgung sind wir noch weit entfernt. Der Deutsche Ärztinnenbund ist davon überzeugt, dass Kenntnisse über die Unterschiede von Krankheit und Gesundheit bei Männern und Frauen weltweit zu neuen gesundheitspolitischen Impulsen beitragen können. Eine geschlechtergerechte Medizin und Gesundheitsversorgung muss daher in Deutschland Standard werden“.

Wir wissen aus Studien der Frauengesundheitsforschung, dass die Geschlechterdifferenz bei Krankheit und Gesundheit ebenso wichtig sein kann wie die Berücksichtigung des Alters, der Größe und des Gewichts der Patientinnen. Die Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten bei der medizinischen Versorgung, bei Gesundheitsförderung und Prävention sind daher unerlässlich. Der Deutsche Ärztinnenbund macht in diesem Zusammenhang erneut auf Maßnahmen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit von Frauen aufmerksam und weist auf weitere notwendige Forschungen hin - unter anderem zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen und Schlaganfällen, im Bereich der Suchttherapie und bei der geschlechterdifferenzierten Aufarbeitung gesundheitsrelevanter Themen wie Diabetes oder Depression.
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