Dr. Regine Rapp-Engels: "Spitzenmedizin braucht nicht nur
Spitzenbedingungen, sondern auch Frauen in Spitzenpositionen"

Pressemitteilung
04.06.2010
Anlässlich eines Vortrags von Bundesarbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen beim 71. Medizinischen Fakultätentag in Hannover mit dem Thema “Die Medizin wird weiblich – Drohung oder Verheißung?” betont die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, Dr. Regine Rapp-Engels:

"Der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) teilt die Einschätzung von Frau von der Leyen, dass Spitzenmedizin auch Spitzenbedingungen braucht. Dazu zählt nach unserer Auffassung auch ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in der Medizin sowie kinder- und familienfreundliche Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern und Praxen. Spitzenmedizin braucht jedoch nicht nur Spitzenbedingungen, sondern auch Frauen in Spitzenpositionen in der Medizin. Bei einem Frauenanteil von 50 Prozent bei den Promotionen und von letztendlich 4 Prozent unter den C4-Professuren stellt Frau von der Leyen zu Recht die Frage: Wo sind diese Frauen geblieben?

Der DÄB setzt sich daher unbeirrt für Rahmenbedingungen ein, bei denen sich Beruf und Privatleben für Frauen und Männer in einer ausgewogenen Balance befinden, um qualifizierte Ärztinnen und Ärzte in der klinischen Versorgung und in Deutschland zu halten und fordert gleiche Karrierechancen für Frauen. Damit Arbeitskultur und Denken sich verändern können, brauchen wir einen Mentalitätswechsel. Dazu gehört auch eine nach Geschlecht differenzierende Gesundheitsforschung und
-versorgung, von der Frauen und Männer und nicht zuletzt auch das Gesundheitssystem profitieren.

Zu der Frage, wie sich die medizinische Versorgung verändern wird, wenn mehr Frauen praktizieren, hat Bundesarbeitsministerin von der Leyen sich in ihrem Vortrag in Hannover nicht geäußert. Auch die medizinische Versorgung hängt jedoch – so haben Studien ergeben - vom Geschlecht der Ärzte ab. Danach werden Patientinnen und Patienten von Ärztinnen besser versorgt als von Ärzten, weil sie unter anderem empathischer sind und dem Gespräch einen höheren Stellenwert beimessen."
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