Dr. med. Eva Hennel, PHD, MME
Foto: privat
Dr. med. Ulrike Berg
Foto: B. R. Basha
Dr. med. Tonia Iblher
Foto: privat

Editorial

Liebe Kolleginnen,

vielleicht erinnern Sie sich: Die letzte Ausgabe der ärztin wurde uns aus der Perspektive unserer jüngeren Kolleginnen präsentiert. Wir hörten von den Wünschen und Herausforderungen der nächsten Generation. In dieser Ausgabe geht es ums Klima. Ein Thema, das uns alle betrifft und über das zu schreiben und zu lesen nicht einfach ist. Es liegt an uns allen, dass aus der nächsten Generation nicht die letzte Generation wird. Von Herzen bitte ich Sie alle, selbst aktiv zu werden, wo immer Sie können und gemeinsam dem Klimawandel entgegenzutreten.

Ich übergebe das Vorwort unseren Kolleginnen vom Ausschuss Klima und Gesundheit, die Sie versiert durchs Thema führen und konkrete Schritte aufzeigen, wie Sie selbst handeln können. Wir alle sind gefragt, uns einzusetzen. Nicht irgendwann, sondern jetzt! Nicht ein bisschen, sondern mit allem, was uns, auch in unserer Rolle als Ärzt:innen, zur Verfügung steht!

Dr. med. Eva Hennel, PHD, MME,
Vizepräsidentin des DÄB


Liebe Kolleginnen,

der menschengemachte Klimawandel hat sich bei uns 2022 mit monatelanger Trockenheit gezeigt. Unsere persönlichen Eindrücke waren Hitzekranke in unseren Praxen; verzweifelte Erwerbstätige in der Landwirtschaft, die in der Sprechstunde von ihrer existenzbedrohenden Situation berichtet haben oder Reiserückkehrer, die die verheerenden Brände in Frankreich miterlebt haben und uns davon erzählten.

Kennen Sie den Begriff der „Solastalgie“? Laut Wikipedia bezeichnet er ein belastendes Gefühl des Verlustes, das entsteht, wenn jemand die Veränderung oder Zerstörung der eigenen Heimat, des eigenen Lebensraums direkt miterlebt. Solastalgie kann sowohl durch natürliche Faktoren wie Überflutung, Dürre, Feuer, ausgelöst werden als auch durch künstliche wie Krieg oder Terrorismus. Im Bericht der Lancet Commission on Health and Climate Change 2015 erscheint Solast­algie unter den Auswirkungen des Klimawandels für die psychische Gesundheit. Welche Gefühle die Klimakatastrophe bei uns allen auslöst und wie wir trotzdem in die Handlungsfähigkeit kommen, ist ein Aspekt im Schwerpunkt dieser Ausgabe der ärztin (Seite 5 bis 7).

Wussten Sie, dass der CO2-Fußabdruck vom Mineralölkonzern BP im Jahr 2004 bekanntgemacht wurde – mit dem Ziel, die Verantwortung für CO2-Emissionen und die Klimaerwärmung auf den Lebensstil von Einzelpersonen zu schieben, um von sich selbst als erheblichem CO2-Produzenten abzulenken? Natürlich lohnt es, wenn jeder Mensch seinen persönlichen Konsum überdenkt. Viel wichtiger aber ist es, aktiv zu werden und den eigenen „CO2-Handabdruck“ groß zu machen: zum einen durch Einsparungen, wie sie bei einer klimagerechten Ernährung möglich sind (Seite 8 bis 9), aber vor allem auch durch politisches und gesellschaftliches Engagement (Seite 10 bis 12).

Während des Workshops in der DÄB-Mitgliederversammlung auf der Fraueninsel im Chiemsee hat sich erneut gezeigt, wie eng Klimawandel, Armut und Globalisierung verflochten sind – und Frauen sind besonders von den Folgen betroffen.

Hier ist unsere Sicht als Ärztinnen und Frauen gefragt und unser politisches Engagement gefordert. Wir sind Multiplikatorinnen durch unseren Beruf und unsere Stellung in der Gesellschaft und können uns gegenseitig Motivation und Rückhalt geben bei der gemeinsamen Arbeit an einer klimagerechten gesellschaft­lichen Transformation. In einer Webinar-Serie (Seite 12) geben wir dazu 2023 viele praktische Informationen. Die Rückmeldungen zu unserer bisherigen Arbeit als Ausschuss Klima und Gesundheit im DÄB zeigen, dass wir Kolleginnen uns vor allem etwas Handfestes wünschen, um aus Worten Taten werden zu lassen!

Mit kollegialen Grüßen

Dr. med. Ulrike Berg und Dr. med. Tonia Iblher
Ausschuss Klima und Gesundheit des DÄB
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