Nach 100 Jahren Frauenstudium in der Medizin muss der ärztliche Beruf für die mehrheitlich weiblichen Berufsanfängerinnen attraktiv bleiben!

Ärztinnenbund zum Internationalen Frauentag am 8. März

Pressemitteilung
06.03.2006
Als vor 95 Jahren zum ersten Mal der Internationale Frauentag gefeiert wurde, gab es eine Handvoll Ärztinnen in Deutschland. Viele von ihnen hatten nicht einmal in ihrer Heimat studieren können, denn erst 1899 wurden Frauen zum Medizinstudium zugelassen. Und erst 1913 wurde an der Berliner Charité und damit erstmals in Deutschland eine Frau, Dr. Rahel Hirsch, Professorin der Medizin. Wenige Jahre später, 1924, gründete sich der Deutsche Ärztinnenbund, der seine Aufgabe zunächst vor allem auf in der gegenseitigen Unterstützung und Ermutigung dieser Pionierinnen der Medizin sah.

Inzwischen ist über die Hälfte der medizinischen Studieneinsteiger weiblich, und die meisten von ihnen bringen ihr Studium auch zu Ende. „Das ist eine faszinierende Entwicklung, wenn man die Anfänge sieht, aber noch kein Grund zur Zufriedenheit“, sagt Dr. Astrid Bühren, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V.. In vielen Fachrichtungen – so z. B. in der Allgemeinmedizin oder in der Kinderheilkunde – sind Frauen sehr stark vertreten, während ihre Zahl in der Chirurgie oder Orthopädie nur langsam wächst. Unbefriedigend bleibe trotz unbestreitbarer Fortschritte, so Dr. Bühren, auch die Zahl der Ärztinnen in Führungspositionen in Gesundheitssystem, Wissenschaft und ärztlichen Gremien.

„Was uns als Ärztinnenbund zudem umtreibt, ist die Tatsache, dass angesichts der gesundheitspolitisch angestrebten Veränderungen im Gesundheitswesen der Arztberuf für Frauen weiter an Anziehungskraft verlieren könnte“, warnt die DÄB-Präsidentin. Sie verweist dabei auf die familienfeindlichen Arbeitszeiten in den Kliniken, die ausufernde Bürokratisierung, die den Ärztinnen und Ärzten die für die PatientInnen notwendige Zeit und Kraft stiehlt, und nicht zuletzt auf die unübersehbaren Probleme bei der Vereinbarung von Familie und Beruf.
Das von der Politik gewollte Bonus-Malus-System bedeute Rationierung medizinischer Versorgung, das indiskutable Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz gefährde die Arzt-PatientInnen-Beziehung ebenso wie die Existenz von Ärztinnen und Ärzten, so Dr. Bühreen

„Mit unserer Umfrage zum Thema Kinderbetreuung in deutschen Krankenhäusern legen die wir den Finger auf eine weitere Wunde: Wo können ärztlich tätige Eltern mit vollem Einsatz ihrer Tätigkeit nachgehen, weil sie ihre Kinder auch in Nachtdienstzeiten oder am Wochenende gut versorgt wissen? Diese Beispiele sind leider noch viel zu selten, wie sich gezeigt hat.“ Dr. Bühren begrüßt es deshalb ausdrücklich, wenn die Unikliniken Halle gerade in den letzten Tagen eine klinikeigene Kinderbetreuungseinrichtung eröffnet hat, die auch Früh- und Spätdienste berücksichtigt.

Der Deutsche Ärztinnenbund sieht sich zudem in der Pflicht, der Tradition des Verbandes auch durch ein Mentorinnen-Netzwerk Rechnung zu tragen. Erfahrene Ärztinnen aus der Klinik und Wissenschaft, neuerdings auch aus niedergelassenen Praxen, stehen Medizinstudentinnen, Berufsanfängerinnen und solchen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, zur Seite. In fünf Jahren wurden mehr als 70 Mentorin-Mentee-Partnerschaften hergestellt.


Weitere Informationen:
Annegret Hofmann
Pressesprecherin
Deutscher Ärztinnenbund e. V.
Mobil: 0170 546 19 12
Mail: annegret.hofmann@mediencity.de
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