Studie als Buch: Wie das Fernsehen Frauen unsichtbar macht

Das Buch „Ausgeblendet – Frauen im deutschen Film und Fernsehen“ ist interessant, denn es recherchiert und doku­mentiert methodisch korrekt, was man als Fernsehzuschauerin und Ki­nogängerin meist unbewusst empfindet: Frauen kommen viel zu wenig vor! Die Studie fragt: Warum passiert so wenig in Fragen der Geschlechter­gerechtigkeit? Kann es sein, dass Bilder, die wir im Fernsehen und im Kino sehen, möglicherweise den Fortschritt der Gesellschaft in Fragen der Geschlechterpa­rität aufhalten? Analysiert wurden das Fernseh-Vollprogramm von 2016 von 14 bis 24 Uhr (3500 Stunden Fernsehen) sowie 883 Filmproduktionen von 2011 bis 2016.

{{IMG=1165}}Die Autorin Prof. Dr. Elizabeth Prommer hat in dem Sende­material unter anderem nach Protagonistinnen gesucht, die im Zentrum der Handlung stehen. Präsentiert werden Daten und Analysen mit folgendem Focus: Wie oft kommt eine Frau welchen Alters und mit welcher Zuschreibung in den Medien vor?

Nur eine Frau auf acht Männer

Das Buch ist eine informative Fundgrube. Ein Beispiel: In Unterhaltungssendungen sind ältere Frauen am wenigsten sichtbar: Jenseits von 50 kommt nur eine Frau auf acht Männer. Zugleich sind Frauen als Regisseurinnen, Produzentinnen und Drehbuchautorinnen unterrepräsentiert. Es ist zu vermuten, dass mit mehr Frauen im Produktionsprozess auch mehr Frauen im Bild zu sehen wären. Das brächte eine realistische Sichtweise auf unser aller Leben.

Elizabeth Prommer/Christine Linke: Ausgeblendet – Frauen im deutschen Film und Fernsehen, Herbert von Halem Verlag, ISBN 978-3-86962-428-0

Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk ist Vizepräsidentin des DÄB.

E-Mail: gabriele.kaczmarczyk@aerztinnenbund.de
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