Welt-Aids-Tag 2010: „Wir wissen immer noch zu wenig“ - DÄB fordert zusätzliche Forschung zu den Unterschieden der HIV-Infektion bei Frauen und Männern

Pressemitteilung
26.11.2010
In Deutschland leben nach einer aktuellen Schätzung des Robert Koch-Instituts Ende 2010 rund 70.000 Menschen mit HIV oder AIDS – davon rund 13.000 Frauen. Vor dem Hintergrund des Welt-Aids-Tages 2010 möchte der Deutsche Ärztinnenbund (DÄB) daran erinnern:
  • dass der Anteil an Frauen unter den Menschen mit einer HIV-Infektion seit Jahren kontinuierlich gestiegen ist und heute weltweit bei fünfzig Prozent liegt. Das hohe Infektionsrisiko von Frauen vor allem im südlichen Afrika hängt generell eng mit ihrer ökonomischen Diskriminierung, fehlendem Zugang zu sexuellen und reproduktiven Rechten und dem hohen Ausmaß an Gewalt gegen Frauen zusammen,
  • dass Zahlen der Deutschen Aids-Stiftung zeigen, dass HIV-positive Frauen im Vergleich zu Männern öfter in Not geraten, besonders wenn sie alleinerziehend sind,
  • dass bei Frauen Nebenwirkungen von HIV- Medikamenten verstärkt auftreten: noch immer gibt es wenig geschlechtsspezifische Forschung bezüglich des Virus, des Infektions- und Krankheitsverlaufes und der Dosierung und Wirkung der meisten Medikamente,
  • dass Forschungsergebnisse wie die von US-Forschern aus dem vergangenen Jahr die Ausnahme sind: sie hatten herausgefunden, warum die HIV-Infektion bei Frauen schneller als bei Männern zur Immunschwäche führt und somit erstmals eine plausible Erklärung für einen Geschlechtsunterschied bei der HIV-Infektion geliefert,
  • dass Forscher nur vorsichtig optimistisch sein können, Frauen nach 20 Jahren Forschung mit einem wirksamen Gel den Weg zu einem selbstbestimmten Schutz vor Aids eröffnen zu können. Das Gel hatte das Ansteckungsrisiko mit HIV um knapp 40 Prozent verringert und wurde bei der diesjährigen Weltaidskonferenz vorgestellt. Allerdings stehen diese Ergebnisse statistisch nicht auf sehr festen Füßen und müssen zunächst durch weitere, größere Studien bestätigt werden.
Dr. Regine Rapp-Engels, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes: „Die spezifischen Bedürfnisse von HIV-positiven Frauen dürfen bei der Betrachtung von männlichen und weiblichen HIV-Infizierten nicht einfach untergehen. Solange wir die geschlechtsspezifischen Unterschiede nicht ausreichend kennen, benötigen wir zusätzliche nach Geschlecht differenzierende Forschung für Prävention und Behandlung. Dabei sind nicht nur die biologischen Unterschiede, sondern auch die sozialen und strukturellen Bedingungen wie sie der Begriff Gender umschreibt, mit einzubeziehen“.
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