Umfrage des Ärztinnenbundes nach den Wahlen: In KVen und KBV sind Ärztinnen drastisch unterrepräsentiert!

Köln, 04.04.2001
Ein dramatisches Ungleichgewicht der Ärztinnen in den Gremien der 23 Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland hat eine Umfrage des Deutschen Ärztinnenbundes ergeben. Obwohl der Anteil der Ärztinnen unter den KV-Mitgliedern zwischen 24% (im Saarland) und fast 55% (in Sachsen-Anhalt) liegt, sind die Frauen in den berufspolitischen Gremien der KVen drastisch untervertreten. In den Abgeordneten- bzw. Vertreterversammlungen liegt der Frauenanteil mit 4,4% in Nordrhein am niedrigsten und mit 35% in Thüringen am höchsten. Noch drastischer wird das Ungleichgewicht in den KV-Vorständen: In den KVen Niedersachsen, Nord-Baden, Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Süd-Württemberg und Trier ist keine Ärztin vertreten. Als KV-Chefinnen sind lediglich zwei Vize-Positionen mit Dr. Angela Prehn in Berlin und Dr. Birgit Mehlhorn aus Thüringen besetzt. Der gerade neu gewählte Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und der Ausschuss Ärzte-Krankenkassen - beides Gremien, in denen überregional die wichtige Weichen für die kassenärztliche Tätigkeit in Deutschland gestellt werden - sind gänzlich ärztinnen-freie Zonen.

DÄB-Präsidentin Dr. Astrid Bühren in ihrer Bewertung der Ergebnisse: "Mit dieser Umfrage möchte der Ärztinnenbund den Blick auf die Strukturprobleme in der ärztlichen Selbstverwaltung lenken. Ärztinnen bringen aufgrund ihrer Biografie Kenntnisse und Kompetenzen in die Arbeit der ärztlichen Körperschaften ein, die dort dringend notwendig ist. Zugleich benötigen sie gerade deshalb besondere Förderung und Ermutigung, um sich neben Berufstätigkeit und Familienarbeit in den Gremien der Selbstverwaltung engagieren zu können." Zu den besonders von Ärztinnen erlebten und vertretenen Bereichen gehören nicht nur spezifische Probleme der Gesundheit von Frauen, Kindern und älteren Menschen, sondern auch auf patienten- und patientinnen-spezifische Aspekte in der Medizin.

Der Deutsche Ärztinnenbund hatte nach den Wahlen im vergangenen Herbst und den konstituierenden Sitzungen in diesem Frühjahr alle 23 Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland angeschrieben und um Angaben zu den Anteilen der Ärztinnen gebeten. 16 KVen beantworteten die Fragen. Die KVen Bayern, Brandenburg, Bremen, Hessen, Koblenz, Süd-Baden und Westfalen-Lippe beantworteten den Fragebogen bisher nicht. Der Deutsche Ärztinnenbund will den derzeitigen Missständen auf verschiedenen Ebenen begegnen:



  • Fitmachen von Ärztinnen für die Berufspolitik
    Über die regionalen Gruppen des Deutschen Ärztinnenbundes sowie über gesonderte Veranstaltungen und Kooperationen ermuntert der DÄB verstärkt interessierte Kolleginnen zur Mitarbeit in den Selbstverwaltungsgremien und unterstützt sie beim Erwerb von Grundkenntnissen über die Gremienarbeit sowie beim Einstieg in die Berufspolitik.

  • Verbesserung der Rahmenbedingungen auf Länderebene
    Der Deutsche Ärztinnenbund wird die zuständigen Länderministerien verstärkt über die Beteiligung von Ärztinnen im jeweiligen Bundesland informieren und - für jene Körperschaften, bei denen dies möglich ist - sich für Änderungen der Heilberufsgesetze stark machen. Der Verband begründet dies mit der erfolgreich ergänzten Wahlordnung in Schleswig-Holstein, nach der der Anteil der Frauen in Ärztekammer-Gremien sich dem Ärztinnen-Anteil unter den Kammermitgliedern angeglichen hat.

DÄB-Präsidentin Dr. Astrid Bühren: "Wir leben in einer Zeit, in der beispielsweise bei der Besetzung von Führungspositionen in der Wirtschaft verstärkt Eigenschaften wie Teamarbeit, Motivationsfähigkeit und Netzwerkarbeit gefragt sind. Diese Entwicklung darf - vor allem auch im Interesse einer für alle Angehörigen der Gesellschaft angemessene Medizin - an der ärztlichen Selbstverwaltung nicht vorübergehen." Derzeit sind in Deutschland insgesamt rund 119.000 Ärztinnen und Ärzte niedergelassen tätig. Der Ärztinnen-Anteil beträgt mit 39.000 rund 30 Prozent.

Die Umfrage erhalten Sie über die DÄB-Geschäftsstelle.
Mehr zum Thema