Ärztinnenbund-Kongress: Wenn mehr Frauen forschen, berücksichtigt die Medizin die Patientinnen-Belange auch stärker!
Hannover, 07.09.2001
Den Zusammenhang zwischen mehr frauenspezifischen Gesundheitsaspekten und der Beteiligung von mehr Wissenschaftlerinnen in der medizinischen Forschung stellt der Deutsche Ärztinnenbund mit seinem 27. Wissenschaftlichen Kongress vom 07. bis 09. September 2001 an der Medizinischen Hochschule (MH) Hannover her. Zum Thema XX ungelöst - Die Medizin forscht für Frauen - Frauen forschen in der Medizin informieren sich rund 300 Ärztinnen aus Deutschland und dem europäischen Ausland zu aktuellen Forschungsschwerpunkten aus diesem Bereich.
Anhand von Beispielen aus Pubertät und Adoleszenz, bei Frauen im mittleren Lebensalter und bei älteren Frauen werden in Hannover in Referaten und Workshops Beispiele für frauenspezifische Ansätze in der medizinischen Forschung vorgestellt und bestehende Forschungsdefizite umrissen. DÄB-Präsidentin Dr. Astrid Bühren: "Wenn qualifizierte Frauen auch in höheren Hierarchie-Ebenen ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzen können, werden frauenspezifische Aspekte in der Gesundheitsforschung automatisch stärker Berücksichtigung finden. Unser Hochschulsystem in Deutschland ist noch immer und trotz aller Fördermaßnahmen hierarchisch-patriarchalisch ausgeprägt. Dies blockiert nicht nur junge Wissenschaftlerinnen, sondern schadet auch den Patientinnen."
Der Deutsche Ärztinnenbund geht davon aus, dass junge Wissenschaftlerinnen nicht nur hohe fachliche und menschliche Qualifikationen mitbringen müssen, sondern dass sie für ihr Fortkommen auch strukturelle Förderung brauchen. Hier setzt das Engagement und die Lobbyarbeit des Deutschen Ärztinnenbundes in politischen Gremien, aber auch im Vorfeld von Berufungsverfahren bei einzelnen Wissenschaftlerinnen an. In diesem Zusammenhang sind auch die beiden Preise zu sehen, die bei der Kongress-Eröffnung vergeben wurden:
Den diesjährigen Wissenschaftspreis des Deutschen Ärztinnenbundes erhält die Kölner Augenärztin Dr. Antonia J. M. Joussen für ihre Forschungsarbeit zur diabetischen Retinopathie. Die Assistenzärztin an der Universität Köln forscht über die Verschlechterung der Diabeteserkrankung mit einhergehender Sichtminderung, die bei Frauen vor allem während der Schwangerschaft und in allen Lebenssituationen mit starken hormonellen Schwankungen eine Rolle spielt. Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Marianne Schrader aus Lübeck: "Die Erkenntnisse der preisgekrönten Arbeit könnten neue therapeutische Strategien und Präventionsmöglichkeiten für Frauen mit Erkrankungen bedeuten, die das Sehen verschlechtern."
Die erstmals vergebene Auszeichnung Mutige Löwin des Deutschen Ärztinnenbundes erhält Priv.-Doz. Dr. Andrea Rieber. Die stellvertretende Frauenbeauftragte der Universität Ulm erhält die Ehrung für ihren Einsatz während des Berufungsverfahrens der ersten deutschen Ordinaria für Allgemeinchirurgie, Prof. Dr. Doris Henne-Bruns in Ulm. In der Laudatio heisst es, Rieber habe sich mit den Mitteln des Hochschulrahmengesetzes vehement für eine sachgerechte Personalentscheidung eingesetzt - selbst auf die Gefahr hin, sich in ihrem eigenen beruflichen Fortkommen damit zu schaden. Beide Ehrungen wurden während der Eröffnung des DÄB-Kongresses in Hannover verliehen. Sie sollen engagierte Ärztinnen auf ihrem Berufsweg und beim Einsatz für ihre Kolleginnen ermutigen und strukturelle Schwächen im System aufzeigen.
Am Beispiel der gastgebenden Medizinischen Hochschule Hannover nennt deren Frauenbeauftragte und die diesjährige Organisatorin des DÄB-Kongresses Dr. Marlena Robin-Winn die Einrichtung einer C3-Professur für Klinische Forschung an der Hochschule als effektives Instrument für Frauenförderung in der medizinischen Forschung. Robin-Winn: "Mit dieser Professur sollen besonders die Arbeit des weiblichen Wissenschaftsnachwuchses und die Bearbeitung von Fragestellungen aus Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter frauenspezifischen Aspekten vorangetrieben werden. Unser Ziel ist es, die vorhandenen klinischen Strukturen zu überprüfen und gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen." Nach den Angaben von Robin-Winn lag im Jahr 2000 der Frauenanteil unter den Doktoranden der Humanmedizin an der MH Hannover bei 46 Prozent. Damit ist der Frauen- und Männeranteil zu Beginn der wissenschaftlichen Karriere fast ausgeglichen. Wesentlich niedriger war im gleichen Jahr mit 15 Prozent der Frauenanteil bei den Habilitationen in der Humanmedizin, die die Voraussetzung für die Bewerbung um eine Professur sind. Eine systematische Analyse für die Gründe dafür soll in Kürze in Auftrag gegeben werden.
Solche strukturverbessernden Maßnahmen an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen schaffen nach Auffassung des Deutschen Ärztinnenbundes die längst überfällige Voraussetzung für den gleichberechtigten Zugang von Ärztinnen zu Leitungsfunktionen. Dafür ist auch der Erfahrungsaustausch über die Verbesserung der Rahmenbedingungen und die Vernetzung von Ärztinnen untereinander unabdingbar. Deshalb werden auf dem DÄB-Kongress in Hannover neben den medizinischen Schwerpunkten auch Veranstaltungen zur Karriere- und Berufsplanung, zum Einstieg in die Grundlagenforschung und zur Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf angeboten. Gegründet wird außerdem das Forum 60 +, in dem sich Ärztinnen auf ihren Berufsausstieg vorbereiten können. Initiatorin ist die DÄB-Vizepräsientin Dr. Dagmar E. Dennin. Sie sagt: "Ärztinnen, die ein Leben lang voll im Beruf gestanden haben, können hier Gleichgesinnte und interessante neue Aufgabengebiete finden." Gedacht ist dabei an zwei überregionale Treffen im Jahr, bei denen sich Ärztinnen unmittelbar vor oder im Ruhestand mit aktuellen Fragen der Zeit, dem Umgang mit neuen Medien oder der Unterstützung des Ärztinnenbundes durch Mitgliederwerbung und Sponsoring zum Thema machen.
Den Zusammenhang zwischen mehr frauenspezifischen Gesundheitsaspekten und der Beteiligung von mehr Wissenschaftlerinnen in der medizinischen Forschung stellt der Deutsche Ärztinnenbund mit seinem 27. Wissenschaftlichen Kongress vom 07. bis 09. September 2001 an der Medizinischen Hochschule (MH) Hannover her. Zum Thema XX ungelöst - Die Medizin forscht für Frauen - Frauen forschen in der Medizin informieren sich rund 300 Ärztinnen aus Deutschland und dem europäischen Ausland zu aktuellen Forschungsschwerpunkten aus diesem Bereich.
Anhand von Beispielen aus Pubertät und Adoleszenz, bei Frauen im mittleren Lebensalter und bei älteren Frauen werden in Hannover in Referaten und Workshops Beispiele für frauenspezifische Ansätze in der medizinischen Forschung vorgestellt und bestehende Forschungsdefizite umrissen. DÄB-Präsidentin Dr. Astrid Bühren: "Wenn qualifizierte Frauen auch in höheren Hierarchie-Ebenen ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzen können, werden frauenspezifische Aspekte in der Gesundheitsforschung automatisch stärker Berücksichtigung finden. Unser Hochschulsystem in Deutschland ist noch immer und trotz aller Fördermaßnahmen hierarchisch-patriarchalisch ausgeprägt. Dies blockiert nicht nur junge Wissenschaftlerinnen, sondern schadet auch den Patientinnen."
Der Deutsche Ärztinnenbund geht davon aus, dass junge Wissenschaftlerinnen nicht nur hohe fachliche und menschliche Qualifikationen mitbringen müssen, sondern dass sie für ihr Fortkommen auch strukturelle Förderung brauchen. Hier setzt das Engagement und die Lobbyarbeit des Deutschen Ärztinnenbundes in politischen Gremien, aber auch im Vorfeld von Berufungsverfahren bei einzelnen Wissenschaftlerinnen an. In diesem Zusammenhang sind auch die beiden Preise zu sehen, die bei der Kongress-Eröffnung vergeben wurden:
Den diesjährigen Wissenschaftspreis des Deutschen Ärztinnenbundes erhält die Kölner Augenärztin Dr. Antonia J. M. Joussen für ihre Forschungsarbeit zur diabetischen Retinopathie. Die Assistenzärztin an der Universität Köln forscht über die Verschlechterung der Diabeteserkrankung mit einhergehender Sichtminderung, die bei Frauen vor allem während der Schwangerschaft und in allen Lebenssituationen mit starken hormonellen Schwankungen eine Rolle spielt. Jury-Vorsitzende Prof. Dr. Marianne Schrader aus Lübeck: "Die Erkenntnisse der preisgekrönten Arbeit könnten neue therapeutische Strategien und Präventionsmöglichkeiten für Frauen mit Erkrankungen bedeuten, die das Sehen verschlechtern."
Die erstmals vergebene Auszeichnung Mutige Löwin des Deutschen Ärztinnenbundes erhält Priv.-Doz. Dr. Andrea Rieber. Die stellvertretende Frauenbeauftragte der Universität Ulm erhält die Ehrung für ihren Einsatz während des Berufungsverfahrens der ersten deutschen Ordinaria für Allgemeinchirurgie, Prof. Dr. Doris Henne-Bruns in Ulm. In der Laudatio heisst es, Rieber habe sich mit den Mitteln des Hochschulrahmengesetzes vehement für eine sachgerechte Personalentscheidung eingesetzt - selbst auf die Gefahr hin, sich in ihrem eigenen beruflichen Fortkommen damit zu schaden. Beide Ehrungen wurden während der Eröffnung des DÄB-Kongresses in Hannover verliehen. Sie sollen engagierte Ärztinnen auf ihrem Berufsweg und beim Einsatz für ihre Kolleginnen ermutigen und strukturelle Schwächen im System aufzeigen.
Am Beispiel der gastgebenden Medizinischen Hochschule Hannover nennt deren Frauenbeauftragte und die diesjährige Organisatorin des DÄB-Kongresses Dr. Marlena Robin-Winn die Einrichtung einer C3-Professur für Klinische Forschung an der Hochschule als effektives Instrument für Frauenförderung in der medizinischen Forschung. Robin-Winn: "Mit dieser Professur sollen besonders die Arbeit des weiblichen Wissenschaftsnachwuchses und die Bearbeitung von Fragestellungen aus Forschung, Lehre und Krankenversorgung unter frauenspezifischen Aspekten vorangetrieben werden. Unser Ziel ist es, die vorhandenen klinischen Strukturen zu überprüfen und gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen." Nach den Angaben von Robin-Winn lag im Jahr 2000 der Frauenanteil unter den Doktoranden der Humanmedizin an der MH Hannover bei 46 Prozent. Damit ist der Frauen- und Männeranteil zu Beginn der wissenschaftlichen Karriere fast ausgeglichen. Wesentlich niedriger war im gleichen Jahr mit 15 Prozent der Frauenanteil bei den Habilitationen in der Humanmedizin, die die Voraussetzung für die Bewerbung um eine Professur sind. Eine systematische Analyse für die Gründe dafür soll in Kürze in Auftrag gegeben werden.
Solche strukturverbessernden Maßnahmen an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen schaffen nach Auffassung des Deutschen Ärztinnenbundes die längst überfällige Voraussetzung für den gleichberechtigten Zugang von Ärztinnen zu Leitungsfunktionen. Dafür ist auch der Erfahrungsaustausch über die Verbesserung der Rahmenbedingungen und die Vernetzung von Ärztinnen untereinander unabdingbar. Deshalb werden auf dem DÄB-Kongress in Hannover neben den medizinischen Schwerpunkten auch Veranstaltungen zur Karriere- und Berufsplanung, zum Einstieg in die Grundlagenforschung und zur Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf angeboten. Gegründet wird außerdem das Forum 60 +, in dem sich Ärztinnen auf ihren Berufsausstieg vorbereiten können. Initiatorin ist die DÄB-Vizepräsientin Dr. Dagmar E. Dennin. Sie sagt: "Ärztinnen, die ein Leben lang voll im Beruf gestanden haben, können hier Gleichgesinnte und interessante neue Aufgabengebiete finden." Gedacht ist dabei an zwei überregionale Treffen im Jahr, bei denen sich Ärztinnen unmittelbar vor oder im Ruhestand mit aktuellen Fragen der Zeit, dem Umgang mit neuen Medien oder der Unterstützung des Ärztinnenbundes durch Mitgliederwerbung und Sponsoring zum Thema machen.