Amüsante und kenntnisreiche Abrechnung mit dem Antifeminismus

Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk
Foto: privat
Ende September 2022 hat der erste parlamentarische Abend der Spitzenfrauen Gesundheit – mit Beteiligung des DÄB – in Berlin stattgefunden. Neben vielen klugen Forderungen und Statements zur Frauenfrage bot er noch etwas Besonderes: Die Autorin und Journalistin Alexandra Zykunov las, sichtlich wütend, aber auch vergnügt, der dann ebenfalls zunehmend vergnügten Versammlung aus ihrem aktuellen Buch „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ vor. Untertitel: „25 Bullshitsätze und wie wir sie endlich zerlegen.“

Wir alle kennen die 25 von ihr gewählten Sätze und es gibt Grund zu der Annahme, dass viele sie glauben. Dieses Buch liefert die Argumente, um die patriarchalischen Parolen zu entlarven. Es zerpflückt sie mit Analysen, aber auch durch einen gesunden Sarkasmus. Zykunov stellt ihrem Buch einen Satz der wunderbaren Ruth Bader Ginsburg voraus: „Einer der Hauptgründe für die Diskriminierung der Frauen am Arbeitsplatz ist ein überkommener, aber weit verbreiteter Irrglaube, der jeglicher Grundlage entbehrt, nämlich dass Frauen und Kinder zusammengehören und Männer und Arbeit.“ Aus diesem Irrglauben entstehen Ansichten über Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung und anderes, die es Frauen auch heute noch schwer machen, sich durchzusetzen.

Klarsicht tut Not angesichts der strukturellen Probleme, mit denen Frauen bei uns konfrontiert werden. Oft ist es ja einfach und bequem, diese Prob­leme in den privaten Lebenslauf von Frauen zu verlagern, statt ihren strukturellen Charakter öffentlich weiter zu thematisieren – und etwas zu ändern. Das Buch setzt
sich mit dieser Situation auseinander. Lesenswert!

Alexandra Zykunov: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“
Ullstein Taschenbuch, ISBN: 9783548065335


Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk ist DÄB Senior Consultant.

E-Mail: gabriele.kaczmarczyk@aerztinnenbund.de
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