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Der Anteil der DFG-geförderten Medizinerinnen wächst

Genderforschung? Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft? Unter anderem bei solchen Themen kommt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine wichtige Rolle zu.

Die Gleichstellung von Männern und Frauen in der Wissenschaft ist in der Satzung der DFG verankert und stellt damit ein zentrales Ziel dar. Als Konsequenz wurden bereits 2008 die „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ als Selbstverpflichtung verabschiedet (dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/chancengleichheit/gleichstellungsstandards). Dazu existiert ein qualitatives Berichtswesen und zu zwei Schwerpunktthemen (Rekrutierungsverfahren zur Gewinnung von Wissenschaftlerinnen, Entlastung von Wissenschaftlerinnen für die Gremienarbeit) gibt es seit 2020 Empfehlungen, um noch weiter voranzukommen.

Anstieg um 5 Prozent

Schaut man auf die DFG-Geförderten in der Medizin, hat der Anteil der Bewilligungsempfängerinnen in der Einzelförderung in den letzten zehn Jahren erfreulich zugenommen, nämlich um 5 Prozentpunkte auf 30,8 Prozent. Es ist aber auch richtig, dass in der Medizin der Dropout von Wissenschaftlerinnen besonders hoch ist.

Um dies zu verbessern, sind auch bessere Rahmenbedingungen erforderlich. Maßnahmen, die hierzu beitragen, sind unter anderem die durch die Senatskommission für Grundsatzfragen der Klinischen Forschung initiierten DFG Clinician Scientist- Programme. Sie erlauben eine größere zeitliche Planbarkeit der wissenschaftlichen Arbeit und sind an vielen Standorten etabliert. Darüber hinaus unterstützt die DFG Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch Ausgleich des Ausfalls oder bei einer Teilzeittätigkeit der Projektleitung aus familiären Gründen oder des im Projekt beschäftigten Personals. In verschiedenen Projektarten kann hier eine spezielle Pauschale für Chancengleichheitsmaßnahmen beantragt werden. Für die Medizin hat die DFG mit den Clinician Scientist-Programmen somit einen wichtigen Akzent gesetzt. Sie strukturieren universitätsmedi­zinische Laufbahnen und erlauben eine bessere Planbarkeit von Karrieren in einem hoch kompetitiven Umfeld.

Verteilung der Gelder

Grundsätzlich besteht die Besonderheit der DFG jedoch darin, Forschungsvorhaben in allen Wissenschaftsbereichen zu fördern. Die Lebenswissenschaften spielen mit rund 1,2 Mrd. Euro Fördervolumen im Jahr 2020 eine wichtige Rolle: Das ist etwas mehr als ein Drittel der laufenden Förderung. Die Forschungsthemen werden von den Wissenschaftler:innen bestimmt und nach Qualität und Qualifikation der Antragstellenden von Forschenden begutachtet. Natürlich kann es hierbei auch von der Wissenschaft getriebene, themenbezogene Ausschreibungen geben, wie im Format der Schwerpunktprogramme oder aber durch die Kommission für Pandemie­forschung die Fokus-Förderungen für die aktuelle Pandemie. Beide Beispiele gelten für alle Wissenschaftsbereiche.

Genderforschung im Blick

Was die Gendermedizin anbelangt, so ist klar: Nicht nur die gendermedizinischen Aspekte, sondern auch die Diversität sind kritische Aspekte in wissenschaftlichen Projekten, die lange nicht ausreichend Aufmerksamkeit erfahren haben. Die Antragstellenden werden nun aber angehalten, zur Relevanz dieser Punkte für ihr spezifisches Forschungsvorhaben Stellung zu nehmen. Dies steht in Übereinstimmung mit dem Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der DFG. Darüber hinaus hat die DFG eine umfangreiche Informationswebseite mit Begriffserklärungen, einer Checkliste sowie Beispielen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen ver­öffentlicht, um die Relevanz des Themas allen zu verdeutlichen (dfg.de/foerderung/grundlagen_rahmenbedingungen/vielfaeltigkeitsdimensionen).

Prof. Dr. med. Britta Siegmund ist Direktorin der Medizi­nischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Berliner Charité. Seit 2019 ist sie außerdem Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

E-Mail: britta.siegmund@dfg.de
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