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Editorial

Liebe Kolleginnen,

in dieser Ausgabe der ärztin blicken wir mit dem Titelthema in die Zukunft und befassen uns mit Wünschen und Herausforderungen unserer „Next Generation“.

Erfreulicherweise konnte das Junge Forum (JF) des DÄB mit seinem Aufruf, Beiträge zu Themen, die die „Jungen“
bewegen, viele Neu-Autorinnen gewinnen. Ausführlich und motiviert beschreiben diese Kolleginnen, wie ein Arbeitsumfeld aussehen könnte, das Vielfalt und Inklusion lebt, lebensfreundlich ist, digital unterstützt und flexible Arbeitsmodelle umsetzt. Diese Beiträge reflektieren das Bewusstsein für die Diversität der Herkünfte, Geschlechter, Religionen, des Alters und vielem mehr – aber auch den Wunsch nach grundlegenden Neuerungen in unserem Verständnis
von Arbeit.

Die Forderung nach einer frauenfreundlichen Umgestaltung der ärztlichen Arbeitswelt wird in allen Beiträgen sichtbar, denn bislang verrichten Frauen immer noch einen großen Teil der Care-Arbeit und wollen trotzdem ihren beruflichen Weg gehen. Besonders bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Perspektiven zweier Ärztinnen, die die Herausforderungen einer wissenschaftlichen Karriere beschreiben. Ihre Erfahrungen liefern Erklärungsansätze für die Ergebnisse der neuesten Studie „Medical Women on Top 2022“ des DÄB, über die Sie in dieser Ausgabe ebenfalls mehr erfahren (Seite 20). Sie verdeutlicht eindringlich, wie wenig sich für Frauen in Führungspositionen der Universitätsmedizin verändert.

Diese Anliegen, die in der Titelstrecke vorgetragen
werden, sind Wasser auf die Mühlen der Arbeit des DÄB, denn seit Jahren vertritt er die Forderung der jungen Ärztinnen, wie zum Beispiel die Möglichkeit der Weiterbildung in Teilzeit. Diese wurde mittlerweile, unter anderem durch die steten Bemühungen des Verbands, erreicht.

Wir möchten Ihnen hier nicht vorenthalten, dass wir für ein Thema keine Autorin gefunden haben, obwohl es regelmäßig ein Diskussionsgegenstand in den Treffen des JF ist: sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Vermutlich hängt es damit zusammen, dass dazu im Gesundheitswesen bedauerlich wenige Erhebungen existieren, dass das Thema im Medizinsektor noch sehr tabubehaftet ist und dass es vielen Frauen so nahe geht, dass es ihnen schwerfällt, sich öffentlich zu äußern. Das #MeToo des Gesundheitswesens steht noch aus, dabei ist das Problem ziemlich sicher genauso groß wie in anderen Branchen.

Die Fragestellungen jüngerer Ärztinnen sind im DÄB fest verankert. Unter ande­rem machen wir sie sichtbar, indem wir sie am Anfang ihrer Karriere zum Beispiel mit Preisen unterstützen oder den Austausch über die Generationen hinweg anstoßen. So gibt es seit vielen Jahren ein MentorinnenNetzwerk, das den Erwerb von Kompetenzen unterstützt, die für das Berufsleben und die Karriereplanung hilfreich sein können. Das Junge Forum hat in diesem Zusammenhang die sogenannten Zukunftsabende sowie das einmal im Quartal stattfindende Meet and Greet ins Leben gerufen. Diese digitalen Formate ermöglichen erfahrenen Kolleginnen über ihren Werdegang zu berichten und interessierten Studierenden und jungen Kolleginnen wertvolle Tipps für ihre Karriere und ihre Zukunftsplanung als auch Ratschläge zur Bewältigung von Problemen und Hürden zu geben. Seien Sie herzlich eingeladen, die Termine finden Sie in den Newslettern.

Wir wünschen Ihnen und euch eine spannende und interessante Lektüre!

Mit kollegialen Grüßen

Jana Aulenkamp,
Beisitzerin im Vorstand des DÄB

Dr. med Wajima Safi, M.A.,
Vorstandsvorsitzende JF
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