Foto: Jochen Rolfes

Editorial

Liebe Kolleginnen,

heute bekam ich ein Foto von einem grenzüberschreitenden Gremium aus dem Gesundheitswesen in die Hände mit tatsächlich nur Männern darauf – es waren neun. Ich frage mich dabei, ob es diesen neun Männern nicht peinlich sein muss, ein Gesundheitssystem zu vertreten, in welchem in der Mehrzahl Frauen arbeiten. Die Titelgeschichte dieser Ausgabe der ärztin basiert auf der Problematik, dass es immer noch medizinische Fächer gibt, in denen die Frauen unterrepräsentiert sind. Aber wir betrachten das Thema mit positiver Motiva­tion, weil wir die Situation aus unserer Sicht anschauen.

Wir wollen nicht klagen, sondern uns ermutigen! Wir wissen um junge Ärzte, die ebenso wie die Ärztinnen eine gute Balance zwischen Beruf und Privatleben schätzen. Sie sind unsere Verbündeten. Wir lassen junge Frauen zu Wort kommen und erfahrene ältere Ärztinnen. Sie erzählen uns, wie sie es in einer Zeit geschafft haben, sich zu etablieren, in der das noch bedeutend schwieriger war – und warum sie überhaupt in ihrem Fach gelandet sind. Damit sind wir bei der ureigensten Aufgabe des Deutschen Ärztinnenbundes: der Unterstützung von jungen Ärztinnen auf ihrem
Lebensweg.

Das ist nach wie vor ein zentrales Anliegen des Deutschen Ärztinnenbundes und ich bin sehr froh darüber, dass mir nach sechs Jahren als Präsidentin erneut das Vertrauen ausgesprochen wurde, den DÄB weiter zu vertreten und mich für dieses Thema einzusetzen. Ich danke allen, die mich gewählt haben! Die Zahl der Briefwählerinnen war erstaunlich hoch. Diese große Beteiligung gibt uns allen im neuen Vorstand ein gutes Gefühl. An dieser Stelle gilt allen, die ihre Stimme abgegeben haben, ein herzlicher Dank im Namen des gesamten Vorstandteams.

Manchmal denke ich: Es kann nicht sein, dass ein fast 100 Jahre alter Verband immer noch für das gleiche Thema, nämlich die Gleichberechtigung zwischen Ärztinnen und Ärzten, kämpfen muss. Aber auch in dieser Hinsicht wollen wir nicht jammern, sondern sehen, was wir erreichen können.

Die Themen des Ärztinnenbundes sind mehr geworden. Neben der Gleichberechtigung, einem Thema mit sehr großer Breite, steht die Gendermedizin im Vordergrund und natürlich beschäftigt uns die Umsetzung der Mutterschutzgesetzgebung weiter. Aktuell unternehmen wir einen weiteren Vorstoß bei der Politik und wollen diesmal zusammen mit den Hebammen, der Pflege und der Bundesärztekammer Bewegung ins System bringen. Gerade in den chirurgischen Fächern ist die Problematik für schwangere Ärztinnen besonders groß. Hier benötigen wir kreative Ideen, um es den Kolleginnen zu ermöglichen, weiter im Beruf zu bleiben.

Kreativität ist auch im DÄB intern immer ein Thema: Die Regionalgruppen benötigen Ihre aktive Mitarbeit, sei es für Fortbildungen, sei es für kulturelle Veranstaltungen. In der letzten Beiratssitzung haben wir uns die Zeit genommen, einander zuzuhören, zu erfahren, wie bemerkenswert viel derzeit unternommen wird und um weitere Ideen zu sammeln. Wenn wir es schaffen, alle Ideen, alle Aktivitäten in unserem Kalender zu veröffentlichen und sie, sobald sie online stattfinden, auch anderen Gruppen zur Verfügung zu stellen, haben wir ein umfassendes Programm, um das uns viele andere Verbände nur beneiden können.

Mit kollegialen Grüßen

Dr. med. Christiane Groß, M.A.,
Präsidentin des DÄB
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