Quelle: Jochen Rolfes
Quelle: M. Stepath

Grenzsituationen: Ein Kongress für neue Impulse

Das Auftauchen des Corona-Virus hat unseren gesamten Berufsstand herausgefordert und Dynamiken entwickelt, mit denen wir seither Tag für Tag umgehen (müssen). Selbstverständlich schlägt sich das auch im Kongress der Ärztinnenverbände aus Österreich, der Schweiz und Deutschland nieder, zu dem wir die Region Zentraleuropa des Weltärztinnenbundes eingeladen haben.

Vernetzung über Ländergrenzen ist wichtiger als je zuvor. Insofern könnten wir mit unserem internationalen Kongress gar nicht aktueller sein. Dass er nun ausschließlich online statt­findet, ist der Pandemiesituation geschuldet. Darin zeigt sich jedoch auch, wie zentral das Thema Digitalisierung für uns alle inzwischen geworden ist.

Persönlich bedauern wir alle, dass die Pandemie die Begegnung und den direkten Austausch von Mensch zu Mensch verhindert. Hatten wir uns doch schon seit Jahren auf so eine Begegnung der Ärztinnen aus den drei Ländern gefreut. Statt Gemeinsamkeit zu erleben, hat die Covid-Pandemie Hürden errichtet. Statt zusammenzusitzen, erfahren wir die Notwendigkeit der Distanz. Menschliche Distanz ist ein Faktor, der zu der andauernden Verunsicherung beiträgt, die uns nun auch seit mehr als einem Jahr begleitet. Das Thema spiegelt sich auch in den Referaten des Kongresses wider. Die Pandemie verändert die Sicht der Gesellschaft, sei es auf die Ethik, die Religion, die Soziologie und natürlich auch die Virologie.

Eine Folge der Pandemie und ihrer verordneten Distanz ist die Veränderung der Debattenkultur und die Verschiebung in den virtuellen Raum. Dem tragen wir Rechnung, indem wir auch einige Workshops anbieten, die uns im Alltag jetzt und in der Zukunft praktisch helfen können. Der digitale Raum wird uns ermöglichen, Themen unter einem ganz besonderen Aspekt zu erleben. Der digitale Raum aber trennt uns genauso, wie er uns verbindet. Auch wenn wir uns alle sehen, wird etwas fehlen: der verständnisvolle Blick, die gemeinsame Tasse Kaffee, der Blick auf den See oder in den Klostergarten, der Ideenaustausch beim Spazieren um die Insel. Der Kongress hätte so viel mehr geboten. Und doch zeigt die Virtualität Neues auf: Vielleicht beteiligen sich mehr Kolleginnen am Kongress, vielleicht schaffen wir Räume, die vorher nicht da waren.

Ausdrücklich möchten wir noch einmal auf den Tagungsort hinweisen, den wir diesmal nicht nutzen können. In der Abtei Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee leben seit über 1200 Jahren Frauen nach der Regel des Heiligen Benedikt. Es ist ein weithin bekannter Seminarort für Erwachsenenbildung mit einer einzigartigen Atmosphäre, die Kontemplation und Konzentration mit Weltoffenheit verbindet. So viele Ärztinnen hatten sich sofort und spontan für den Kongress angemeldet. So groß war auch die Vorfreude für viele Kolleginnen gerade auch mit der Hoffnung auf etwas mehr Normalität nach der Pandemie. Mit dem Bild der Vorfreude im Kopf oder im Herzen haben wir uns entschlossen, ein Wochenende im Herbst 2022 für einen Kongress des DÄB zu reservieren. Hoffentlich können wir dann neben der Schönheit dieser kleinen Insel auch die Schönheit von gemeinsamen Gesprächen und Erleben wieder genießen. Merken Sie sich schon jetzt das Wochenende 7. bis 9. Oktober 2022 für die Fraueninsel vor.

Dr. med. Christiane Groß, M.A. ist Präsidentin des DÄB, der den 1. Internationalen Kongress der Ärztinnen federführend ausrichtet.

Dr. med. Bettina von Gizycki-Nienhaus ist als Vorsitzende des Forum 60 plus im DÄB an der Planung beteiligt.

Kongress-Seite: https://aerztinnen-kongress.org
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