„Lebensfreundliche Arbeitsbedingungen“: Ein besseres Umfeld für alle Mediziner:innen

Der Ausschuss „Lebensfreundliche Arbeitsbedingungen“ ist noch sehr jung, nicht nur durch seine altersmäßig vor allem jungen Mitglieder. Er hat auch schon einen Namenswechsel hinter sich, um seine Ziele noch prägnanter auf den Punkt zu bringen.

Arbeitszeit: Nur eines von vielen Kriterien für einen erstrebenswerten Job.
Foto: 123rf_bigy00
Anfangs nannte sich der Ausschuss „familienfreund­liche Arbeitsbedingungen“. In den Gesprächen unter den beteiligten Frauen zeigte sich aber: Das reicht nicht, das ist nicht alles. Wir stellten fest: Das Ziel ist es, für jede Frau lebensfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen – unabhängig von der Lebensform. Daher also der aktuelle Name, auf den wir uns einigen konnten, als Arbeitstitel für unser wichtiges Anliegen.

Energie für alles im Leben

Unsere Vision ist es, dass der Arbeits­alltag der Mediziner:innen lebensfreundlicher wird, ohne dabei direkt Nachteile in Weiterbildung und Karriere­planung zu erleiden. Wir sind der Meinung, dass durch eine gute Arbeitsstruktur erfolgreiches Arbeiten auf hohem Niveau in Einklang mit einem erfüllten Privatleben möglich ist.

Was bedeutet „lebensfreundlich“ in diesem Kontext? Lebensfreundlichkeit meint, ein vereinbares Arbeitszeitmodell für sich selbst und bestehende oder zukünftige Familienmitglieder zu finden. Rufdienste, 24-Stunden-Schichten, Wochenenddienste etc. müssen in die individuelle Alltagsstruktur integriert werden. Es bedeutet aber auch – zumindest nach unserem Verständnis –, Zeit und Energie zu haben für Weiterbildung, Forschung, Hobbys, Ehrenamt (wie zum Beispiel das Engagement beim Deutschen Ärztinnenbund), Sport und was zum Leben noch so dazugehört. Nein, unser Ziel ist es nicht, einfach weniger zu arbeiten, sondern besser und glücklicher.

Wir tauschen uns aus

Jammern Medizinerinnen zu viel? Ist das wirklich alles ein Problem? Wir möchten im Ausschuss Antworten dar­auf finden, aber auch klarstellen: Wir jammern nicht. Es liegt einfach vieles im Argen bei der Vereinbarkeit. Dabei sind die Problem­lagen sehr individuell. Was allen Betroffenen jedoch helfen kann, ist der Austausch und das gemeinsame Engagement für bessere Arbeitsbedingungen. Wir möchten mit der Arbeit des Ausschusses dazu beitragen, eine offene Austauschkultur zu den großen und kleinen Stolpersteinen der Vereinbarkeit auf allen Karrierestufen zu etablieren. Wir haben bemerkt, dass persönlicher Austausch Wachstum bedeutet. Austausch darüber, wie Arbeit effektiver und erfolgreicher gestaltet oder der Beruf lebensfreundlicher werden kann. Letztendlich geht es darum, Vorbilder zu treffen, die die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf vorleben.

Ziel ist ein Anforderungskatalog

Wir beschäftigten uns unter anderem mit der Frage, welche Arbeitszeitmodelle lebensfreundliche Bedingungen ermöglichen. Um einen Ist-Stand abzubilden, haben wir einen Onlinefragebogen zu den Themenkomplexen Vereinbarkeit, Leben und Beruf, alternative Arbeitszeitmodelle, Kinderbetreuung und allgemeine Zu­friedenheit etc. entwickelt. Die Resonanz war mit mehr als 900 Ärztinnen sehr groß, so dass wir die realen Bedürfnisse von Ärztinnen auswerten können. Nun möchten wir einen Anforderungskatalog kreieren, anhand dessen Abteilungen bewertet werden können, um sich die Auszeichnung „lebensfreundlich“ zu verdienen. Alternative Arbeitszeitmodelle sind sicherlich ein Schlüssel­thema: Welche Modelle gibt es bereits? Welche davon funktionieren (nur auf Kosten der Vollzeitarbeitenden)? Welche sind realistisch umsetzbar? Welche technischen Voraussetzungen sind hierfür nötig und welche Vor- und Nachteile gehen damit einher?

Themenmonat in Planung

Aktuell planen wir einen Themenmonat. Wir erhoffen uns kleine inspirierende Momente mit einfachen Tipps und Ideen zu: Wie wird der Stationsalltag effizienter? Warum ist es wichtig für Frauen, dass Männer in Elternzeit gehen? Kann man als Chefin in Teilzeit arbeiten? Hat Leisten mit Lernen zu tun?

Motiviert, auch mitzumachen?

Vielleicht fühlst du dich als Leserin motiviert, dich uns anzuschließen? Wir – das sind aktuell acht Mitglieder – sind alle zufrieden mit unserer Berufswahl und unserer aktuellen Situation und suchen Antworten darauf, wie sich, ohne auszubrennen, alles gleichzeitig managen lässt. Wir wollen es nicht akzeptieren, dass die Antwort ein abschätziges „Geht sowieso nicht!“ ist. Wir treffen uns etwa einmal pro Monat online. Und wir freuen uns über Inspiration! Schreibe uns gerne: lebensfreundlich[AT]aerztinnenbund.de

Den Beitrag haben die Mitglieder des Ausschusses zusammen verfasst. Dr. med. Dorina Stangl ist die Vorsitzende.

E-Mail: lebensfreundlich@aerztinnenbund.de
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